Diesel & L’Oreal

Mehr als Jeans gibt es demnächst von Diesel
Denn nun steigt das Unternehmen auch in das Parfümgeschäft ein.

Gestern gaben Diesel und der Kosmetikkonzern L’Oreal eine Lizenz für Parfum bekannt.

„Für uns ist die Zusammenarbeit mit L’Oreal ein weiterer Schritt in Richtung Luxussegment“, sagte Diesel-Chef und Gründer Renzo Rosso gegenüber dem Handelsblatt. „Wir wollen mit Diesel weltweit unter die Top Ten der Parfüms kommen“, verkündete Marc Menesguen,
Generaldirektor von L’Oreal. Langfristig will Rosso die Kooperation auf weitere Produkte wie Cremes und Kerzen ausdehnen.

1978 gegründet, knackte das Unternehmen aus dem venezianischen Molvena 2004 zum ersten Mal die Milliardengrenze beim Umsatz. Die Mode-Unternehmensberatung Pambianco setzte Diesel 2004, gemessen an der Umsatzrendite vor Steuern und Zinsen mit 26,5 Prozent auf Platz vier der weltweiten Modeunternehmen. Vor Diesel liegen nur Coach, Dolce & Gabbana und Hermes.

Mit seinem Aufstieg in das Premium-Segment geht Diesel den umgekehrten Weg der meisten Luxushäuser, die mit zweiten Linien und Accessoires den Zugang zum Massenmarkt suchen. Diesel dagegen hat einfach begonnen und dann erst das Image hin zum Luxus gewandelt.

Im Februar 2005 hatte die Marke ihr Debüt auf den Catwalks der New Yorker Modeschau.

„Bei Jeansherstellern gibt es den Trend, vom mittleren Segment ins obere Segment aufzusteigen“, stellt der Mailänder Luxusberater Carlo Pambianco fest und nennt als weitere Beispiele die Marken Replay und Gas. „Das ist eine schwierige Strategie“, sagt Armando Branchini, Präsident der auf den Luxussektor spezialisierten Marketingberatung Intercorporate in Mailand. „Aber Diesel hat in der Vergangenheit schon bei Jeans gezeigt, dass sie die weniger greifbaren Werte eines Produktes managen und so auch Jeans im hochpreisigen Segment verkaufen können“, erklärt Branchini. Ein Paar Diesel-Jeans kostet mittlerweile durchschnittlich 160 Euro, bei der Prämienlinie sogar 350 Euro.

„Wir haben die Verkaufsstellen weltweit auf 5 000 reduziert und unseren Umsatz dennoch gesteigert“, stellt Rosso nicht ohne Stolz fest. Bei dem Wandel von der angesagten Jeansmarke zur Designermarke setzt das Unternehmen sowohl auf die Traditionsmarke Diesel als auch auf die beiden Edel-Töchter Martin Margiela und D-Squared.

Um die Qualität zu verbessern, will Rosso die Produktion stärker nach Italien zurückverlagern und läuft damit gegen den Trend der Branche. Während vorher 60 Prozent der Diesel-Waren im Ausland gefertigt wurden, sind es mittlerweile nur noch 50 Prozent. Ziel ist es, 60 Prozent
in der Heimat zu fertigen.

Zudem sollen wie bei anderen Designer-Häusern außer Parfüm auch andere Accessoires wie Schuhe und Taschen die Kassen füllen. Im April wird Diesel auf der Branchenmesse in Basel mit Fossil, die schon jetzt die Uhren für die Italiener herstellen, seine Schmuckkollektion vorstellen.
Eine Linie für Wohnungseinrichtungen –ähnlich wie Armani Casa- soll 2007 hinzukommen.

Für 2007 plant Rosso auch den Einstieg ins Hotelgeschäft. „Ich will Mailand und New York“, stellt Rosso klar. Rosso hat bereits 1990 das Pelican Hotel in Miami gekauft, lange bevor italienische Modehäuser wie Bulgari und Armani das Ressort- und Hotelgeschäft entdeckten.

Für das Jahr 2005 prognostiziert Rosso einen Umsatz von 1,1 Mrd. Euro – zehn Prozent mehr als im Vorjahr. „Und auch im laufenden Jahr werden wir zweistellig wachsen“, sagt Rosso. Einen Börsengang plant er dagegen nicht mehr: „Wir brauchen das Geld nicht, weil wir einen positiven
Cash-Flow haben. Außerdem mag ich es nicht, wenn mir andere sagen, was ich zu tun habe“, sagt der Unternehmer, der seine Firma zu 100 Prozent kontrolliert.