Die Zeitschrift Impulse hat einen Artikel “Die berüchtigten Fehler bei einer Markenerweiterung” von Julia Graven, den es hier online gibt. Im Artikel steht nichts wirklich Neues, aber er beinhaltet einige gravierenden Fehler. So heißt es unter anderem:
“Der Sprung vom Bad in die Küche, wie ihn Kneipp wagte, ist dagegen heikel.”
Wer Kneipp aufs Bad reduziert, hat sich nicht mit dem Sortiment beschäftigt. Seit Jahrzehnten gab es Tee.
Und weiter schreibt Impulse:
“Brot, Mineralwasser, Müsli und Kekse sollten das ändern. Das Traditionsunternehmen versucht damit seit 2009, junge gesundheitsbewusste Menschen anzusprechen. Der Plan: Kneipp vergibt seinen guten Namen an Lizenznehmer, die Kompetenz in Produktion und Vertrieb mitbringen. “Lizenzen stärken die Dachmarke”, sagt Kneipp-Marketingleiter Olivier Andrès. Zum Beispiel, indem sie der Marke neue Türen öffnen, zum Bäcker oder Getränkehändler. Heute heißt es, die Entwicklung des Lizenzgeschäfts verlaufe “zufriedenstellend”. Begeisterung hört sich anders an.
Nur lizenzierte Kneipp bereits 2003 Getränke. Die “Near Water” Produkte erreichten vom Start nationale Distribution und einen beachtlichen Marktanteil in der neuen Kategorie. Kneipp verdrängte sogar Nestle aus manchem Regal. Von Mineralwasser hatte der Lizenznehmer immer abgeraten, aus gutem Grund.
Dann lässt Impulse einen “Experten” zu Wort kommen und es wird gruselig:
Heinz Günther, Marktforscher und Markenexperte, hat eine Erklärung dafür. “Bei sensorisch wahrnehmbaren Artikeln, zum Beispiel im Lebensmittelbereich, ist Markendehnung fast unmöglich.” Weil Kunden beim Schmecken und Riechen eine ganz konkrete Vorstellung entwickeln. Der Geruch von Fichte-Latschenkiefer und frischem Brot? Das sind zwei Welten, die sich einfach nicht vertragen. Übertragbare Emotionen wecken eher abstrakte Lifestyle-marken wie Armani oder Boss.
Welchen Artikel kann man nicht sensorisch wahrnehmen?
Unter der Marke Kneipp werden viele Produkte und Dienstleistungen angeboten. Von den Kneipp Vereinen ganz zu schweigen. Die Marke Kneipp ist komplex. Man muss sich intensiv damit beschäftigen. Das hat die Autorin leider versäumt.